Marktkommentar Juli 2024
- Aktuelles
- Börsen weiterhin im Niemandsland
- Deutschland – Stimmungsaufhellung, aber langsam
- EZB-Politik: Viel Fantasie für 2025
- Das verdrängte Schuldenproblem
- Einzelwert: Sixt SE – Dividendenchampion und Familienunternehmen in 4. Generation
- Breiling, Spohn & Kollegen – Auszeichnung „TOP-Vermögensverwalter“
- Ausblick
Aktuelles
Das erste Halbjahr ist an den großen Leitbörsen besser verlaufen, als man dies zum Jahresbeginn aufgrund der wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmendaten erwarten durfte. Wachstum und Internationalität wurden belohnt. Kleinere, weniger international agierende Unternehmen sind eher auf der Strecke geblieben. Die einschlägigen Indizes wurden von immer weniger Titeln auf neue Höchststände getrieben, während die meisten Aktien seit dem ersten Quartal eher eine Verschnaufpause eingelegt haben.
In Zeiten, in denen Prognosen besonders schwierig sind, fühlen wir uns wohl damit, die Aktien fundamental zu analysieren. Fundamental sind Aktien nur an der Wall Street überteuert. Bewertungen mit dem 30fachen Gewinn bei Wachstumsaktien, aber auch dem 18fachen Gewinn ohne diese, sind derzeit deutlich teurer als im langfristigen Durchschnitt. Die Börsenbewertung der kleineren Unternehmen liegt dagegen eher im unteren Bereich der letzten Jahre. Bei den hoch bewerteten Wachstumsaktien konnten wir zuletzt beginnende Korrekturen sehen. Eine gewisse Fallhöhe ist erkennbar, wenn die Erwartungen an das Gewinnwachstum langfristig möglicherweise nicht realisiert werden können. Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich der Anwendungserfolg der Künstlichen Intelligenz (KI) niederschlägt.
Deutschland – Europa – Stimmungsaufhellung, aber langsam
Wie der Sentix Konjunkturindex für Euroland Anfang Juli zeigt, ist eine konjunkturelle Erholung noch nicht ausgemacht. Nach zuletzt 8 Verbesserungen in Folge fällt der Index, sowohl was die Lagebeurteilung als auch die Erwartungswerte angehen, wieder deutlich zurück. Dies gilt für Deutschland ebenso.
Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland hat sich seit Jahresbeginn in der Tendenz aufgehellt, aber spürbare Impulse fehlen. Auch das ifo-Geschäftsklima hat sich im Juni zuletzt wieder eingetrübt. Deutschland bräuchte eine deutliche Stimmungsaufhellung, um die dringend benötigte Investitionsbereitschaft der Unternehmen zu verbessern.
Vergangenes Jahr schlitterte Deutschland mit einem Rückgang von -0,3 % sogar in eine Rezession. Unter den führenden Volkswirtschaften sind wir damit das einzige Land, das keinen Zuwachs erzielen konnte. Verantwortlich dafür war u.a. die erhöhte Inflationsrate, ein überdurchschnittlicher Krankenstand von Mitarbeitern, aber auch politische Entscheidungen.
Die erzwungene Energiewende und das Verbrenner-Verbot stellen die führenden deutschen Wirtschaftszweige vor große Herausforderungen. Deutschland lebt von der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der Chemie. Dies sind genau die drei Wirtschaftszweige, die aktuell mit den größten Problemen zu kämpfen haben.
Die Energiekosten für Industrieunternehmen haben ihren Abwärtstrend fortgesetzt. Vor diesem Hintergrund legte die Produktion der energieintensiven Branchen in den letzten Monaten wieder zu und konnte sich auf niedrigem Niveau stabilisieren. Die Herausforderungen bleiben jedoch weiterhin enorm, denn hohe Energiepreise werden ein Wettbewerbsnachteil bleiben und die Konjunkturerholung vermutlich nicht ausreichen, um der lokalen Produktion spürbaren Auftrieb zu geben.
Deutschland hat sich klar zur Klimaneutralität bekannt. Nur mit den energieintensiven Branchen und deren Investitionen kann eine erfolgreiche Transformation gelingen. Wertschöpfungsverluste aufgrund klimapolitischer Entscheidungen und hoher Energiepreise wären allerdings nicht als erfolgreiche Transformation der deutschen Wirtschaft zu bewerten. Auch kann die Abwanderung deutscher Unternehmen ins Ausland nicht zielführend sein. Mit hohen und zielgerichteten Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen könnten die energieintensiven Branchen eine technologische Führungsrolle einnehmen.
Um Unternehmen in eine neue Richtung zu lenken, bedarf es Investitionssicherheit mit Ausblick auf Rendite. Trauen wir unserer Politik zu, ein solches Umfeld zu schaffen?
EZB-Politik: Viel Fantasie für 2025
Wie erwartet, hat die EZB im Juni ihre Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt. Der Einlagenzins liegt nun bei 3,75%. Weitere Zinssenkungen sind im laufenden Jahr zu erwarten, auch wenn sich die europäische Konjunktur erholen sollte. Für 2025 ist das Bild jedoch weniger eindeutig. Unsicherheiten, wie Zweitrundeneffekte durch die Lohnentwicklung oder globale Entwicklungen könnten die EZB zu einer Pause bei einem Einlagenzins um die 3 % nötigen. Damit wäre die Zinsstrukturkurve immer noch invers (10-jährige Bundesanleihe: Rendite 2,496% – Stand:12.07.2024) und wenig Raum für niedrigere langfristige Renditen.
Eine mittel- bis langfristige Inflationsrate von 2 % würde für den Einlagenzins der EZB ebenfalls ein Niveau von etwa 2 % bedeuten. In diesem Fall würde sich die aktuell inverse Zinskurve vor allem am kurzen Ende normalisieren. Das Korrekturpotenzial am langen Ende wäre zurzeit überschaubar.
Das verdrängte Schuldenproblem
Eine der wohl bekanntesten Börsenweisheiten lautet: „Politische Börsen haben kurze Beine“. Soll heißen, dass politische Verwerfungen in der Regel keine dauerhafte Wirkung auf das Geschehen an den Finanzmärk-ten haben. Jedoch führten die überraschend angesetzten Parlamentsneuwahlen in Frankreich zu heftigen Turbulenzen an den Anleihe- und Aktienmärkten.
Wir rechnen auch hinsichtlich der US-Präsidentschaftswahlen im November diesen Jahres mit deutlichen Schwankungen.
Die hohe Staatsverschuldung unseres Nachbarn Frankreich und der USA bereiten uns ebenfalls Sorgen. Bildlich gesprochen „geben die USA Geld aus, wie ein betrunkener Seemann auf Landgang“. Die amerikanischen Staatsschulden lagen im Mai bei rund 34,6 Billionen USD. Die Zinsen dafür belaufen sich mittlerweile auf über 1 Billion USD pro Jahr. Die Neuverschuldung 2024 könnte laut Congressional Budget Office nochmals über 1,9 Billionen USD liegen. Damit ist die Neuverschuldung der USA in einem Jahr ähnlich hoch wie der gesamte Schuldenstand Deutschlands (2,46 Billionen EUR, Ende Q1/2024).
Inzwischen verlangen die Investoren höhere Risikoprämien für US-Staatsbonds und dies könnte negative Folgen für die gesamte Finanzwelt nach sich ziehen. Wenn am größten und wichtigsten Kapitalmarkt der Welt die Renditen steigen, treibt das die Finanzierungskosten rund um den Globus in die Höhe. Die dadurch verursachten Turbulenzen könnten das gesamte Finanzsystem destabilisieren! Es lohnt sich auf jeden Fall, ein Auge darauf zu haben, ob die angeblich so kurzen Beine der politischen Börsen nicht zusehends länger werden.
SIXT SE (WKN 723132) – Dividendenchampion und Familienunternehmen in 4. Generation
Sixt SE ist eine in Deutschland ansässige Holdinggesellschaft, die Mobilitätsdienstleistungen anbietet. Das Unternehmen bietet mit seinen Produkten SIXT rent, SIXT share, SIXT ride und SIXT+ eine Reihe von Mobilitätsdienstleistungen in den Bereichen Auto- und Nutzfahrzeugvermietung, Carsharing, Fahrdienste und Autoabonnements an. Die SIXT App (Anwendung) bietet Kunden digitalen Zugang zu etwa 240.000 Fahrzeugen und rund 1,5 Millionen angeschlossenen Fahrern in über 100 Ländern weltweit. Das Unternehmen betreibt außerdem ein Netzwerk von Partnerunternehmen mit anderen Mobilitätsanbietern, Fluggesellschaften und Hotelketten. Mitarbeiterzahl: 8 735 (Quelle: Marketscreener Kurzportrait)
SIXT – gegründet 1912 in München – hat sich vom traditionellen Autovermieter erfolgreich zu einem umfassenden Fortbewegungsdienstleister entwickelt. Mit einem weitreichenden Angebot und dem hohen Maß an Digitalisierung ist der Mobilitäts-Champion innerhalb der Branche sehr gut positioniert. Erklärtes Ziel ist es, dass Kunden jederzeit und spontan immer dann auf die Sixt-App zugreifen, wenn sie ein Fortbewegungsmittel benötigen.
Am Kursbild lässt sich ablesen, dass Sixt in einem konjunktursensiblen Geschäft operiert. Dividenden“jäger“ kamen dennoch auf ihre Kosten: Das in vierter Generation geführte Familienunternehmen zahlt seit 33 Jahren Dividende, auch wenn es während der Corona-Pandemie nur für die Vorzüge eine Minidividende gab. Die Dividendenrendite liegt auf aktuellem Kursniveau bei attraktiven 5,34%.
Gewinnwarnung im Mai – Meldung des Unternehmens vom 03.05.2024:
Im ersten Quartal schrieb der Autovermieter aus Pullach bei München unter dem Strich einen Fehlbetrag von gut 23 Millionen Euro nach einem Gewinn von 22 Millionen ein Jahr zuvor.
„Das liegt vor allem an den gefallenen Restwerten der Fahrzeuge – vor allem bei Elektroautos. Sixt kann die Fahrzeuge daher nur zu schlechteren Konditionen weiterverkaufen. Diese Entwicklung habe sich jüngst sogar noch weiter verstärkt, berichtete das Unternehmen. Zudem belasteten schlechte Konjunkturaussichten, hohe Zinsen und sinkende Marktpreise in einigen Regionen das Ergebnis.
Dennoch will Sixt im laufenden zweiten Quartal zurück in die schwarzen Zahlen kommen. Der Vorsteuergewinn soll dann auf 60 bis 90 Millionen Euro steigen. Einerseits ist das erste Quartal beim Vermieter typischerweise schwach. Andererseits arbeitet das Unternehmen laut dem scheidenden Finanzchef Kai Andrejewski „bereits seit Anfang des Jahres unternehmensweit konsequent daran, in allen Bereichen, die wir beeinflussen können, Kosten zu optimieren und unsere Effizienz weiter zu steigern“.
In der zweiten Jahreshälfte erwartet sein designierter Nachfolger Franz Weinberger „verstärkten Rückenwind“. „Positiv stimmt uns hierbei auch der erfreuliche Branchenausblick zur Reisenachfrage für die Sommermonate, auf die der Großteil unseres Ertrags entfällt“, sagte der Manager.
Während die Sixt-Führung für 2024 jetzt mit weniger Gewinn rechnet, soll der Umsatz weiterhin wie geplant deutlich über den 3,62 Milliarden Euro aus dem Vorjahr liegen. Im ersten Quartal lag der Erlös mit 780 Millionen Euro um gut 12 Prozent höher als ein Jahr zuvor.
Die Analysten sind mehrheitlich überzeugt, dass das Familienunternehmen die Weichen gewissenhaft gestellt hat und trauen der Aktie im Mittel einen Kurs von 114 EUR zu. Bezogen auf den aktuellen Kurs immerhin ein Potential von ca. 68 %. Bei einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2025 von 8,8 auf jeden Fall einen Blick wert. (Quelle: Marketscreener 15.07.2024)
Breiling, Spohn & Kollegen – wurde von Capital als „TOP-Vermögensverwalter“ ausgezeichnet
5 Sterne Bewertung in den Segmenten Performance und Portfoliostruktur erzielt!
Wir gehören zu den besten Vermögensverwaltern in Deutschland. Insbesondere in den Kategorien konservative Anlagestrategie und ausgewogene Anlagestrategie konnten wir in den wichtigsten Teilsegmenten Portfoliostruktur und Performance (Ergebnisentwicklung) eine 5 Sterne-Bewertung erzielen – hierauf sind wir sehr stolz und es ist unser Anspruch, auch in der Zukunft gute, konservative Ergebnisse zu erzielen.
Capital, Deutschlands führendes Wirtschaftsmagazin, hat zusammen mit dem Institut für Vermögensaufbau (IVA) die Leistungen der unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland untersucht und ausgewertet.
Die große Auswertung analysierte die realen (anonymisierten) Daten von über 62.000 Bankdepots im Detail.
Insgesamt schickten 123 Vermögensverwalter ihre Depots in den anonymisierten Leistungsvergleich. Neben den Depotbanken DAB BNP Paribas und der V-Bank, lieferten die Deutsche Bank, Baaderbank und Donner & Reuschel Depotdaten.
Weiterer Partner war das Fintech-Unternehmen QPLIX, das für die Anonymisierung und Verarbeitung der Daten seine Wealth-Management-Plattform zu Verfügung stellte.
Alle Ergebnisse der Studie über die besten Vermögensverwalter 2024 mit umfangreichen Tabellen stehen in der neuen Ausgabe von Capital (Heft 7/2024), die seit 22. Juni im Handel erhältlich ist.
Ausblick – Konflikte bleiben Risiken
Die weitere Entwicklung des DAX wird sich wie immer schwer prognostizieren lassen. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und der Konflikt in Nahost bleiben Risiken. Sobald sich Nordkorea, der Iran und China (in Sachen Taiwan) noch zu den Konflikten gesellen, sollte man keine zu hohen Aktienquoten haben.
„Ach ja, da war noch einer“ – wenn Herr Trump die Wahl gewinnen sollte, könnte die Einigkeit in der westlichen Welt Schaden nehmen und für sehr viel Unruhe sorgen – hoffen wir es nicht.
Bei den erreichten Höchstmarken im DAX und der amerikanischen Indizes wird die Luft merklich dünner und die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur umso größer. Seit Jahresanfang wurde von vielen namhaften Börsenexperten immer wieder gewarnt, dass die Gefahr von Rückschlägen, mit einhergehender starker Rezession in den Wirtschaften, sehr groß sei!
Frei von Rückschlaggefahren ist die „Hochstimmung“ auch aus unserer Sicht derzeit nicht. Die Bewertungen sind teilweise ambitioniert und die Aktienmärkte scheinen das „Best-Case“-Szenario einzupreisen. Damit scheint die Börse der fundamentalen Entwicklung vorausgelaufen zu sein – denn die Rally läuft zumindest hierzulande vor dem Hintergrund einer wenig dynamischen deutschen Wirtschaft.
Ein reinigendes Gewitter wäre nicht ungewöhnlich, Korrekturen in einem Bullenmarkt erzeugen die stärksten Kurseinbrüche. Im Unterschied zu einem Bärenmarkt geben sie aber nicht die Richtung vor, sind zeitlich begrenzt und danach setzt sich der Aufwärtstrend wieder fort. Im aktuellen Umfeld liegt es nahe, bei Aktien einen Schwerpunkt auf Qualität mit starken Cashflows und stetigen Dividenden zu setzen. Unternehmensanleihen mit attraktiven Zinsen und Kurspotential bei fallenden Zinsen bleiben erste Wahl.
Herzliche Grüße aus Trier
Ihr Team der
Breiling | Spohn & Kollegen
Vermögensverwaltung GmbH
Disclaimer/Risikohinweis:
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