Marktkommentar April 2024


  • Aktuelles – Das Heimatproblem
  • „Magnificent Seven“
  • „Holpriger Pfad zur Zinswende – Zinssenkungshoffnungen
  • Einzeltitel – Barrick Gold
  • Ausblick – Konflikte bleiben Risiken

Aktuelles

Das Jahr begann, so wie das alte Jahr endete. Nach einer kleinen Verschnaufpause im Januar herrschte über den März hinweg Hochstimmung an den Märkten. Einzig Staatsanleihen korrigierten etwas. Zinssenkungen der Notenbanken scheinen ausgemacht, jedoch der Zeitpunkt ist strittig, da die amerikanische Wirtschaft sich robuster zeigt, als erwartet und die Inflation hartnäckiger bleiben könnte als erhofft.

Die Anleger bewegen sich ebenfalls in Hochstimmung. Ist also alles gut?In allzu großer Sorglosigkeit sollten wir aus unserer Sicht jedoch nicht verweilen. Die Relation des Kurs-Gewinnverhältnisses des S&P 500 zum Volatilitätsindex (VIX) als Risikomaß zeigt, dass Risiken derzeit kaum gepreist und berücksichtigt zu werden scheinen. Dabei leben wir aktuell in einer Zeit mit so vielen Kriegsschauplätzen und Krisenherden wie lange nicht und von einem breiten konjunkturellen Aufschwung kann auch keine Rede sein. Frei von „Rückschlaggefahren“ ist die aktuelle Lage also nicht.

Das Heimatproblem

Die schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft insgesamt verfestigt sich weiter. Das zeigt die Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zu Jahresbeginn 2024, an der sich mehr als 27.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen beteiligt haben. Noch kommt vorwiegend großen Konzernen die internationale Ausrichtung etwas zugute, die Geschäftserwartungen bleiben aber insgesamt düster. Mit 35 Prozent gehen mehr als ein Drittel der Betriebe von einer Verschlechterung in den kommenden zwölf Monaten aus, nur 14 Prozent rechnen mit Besserung. Der Saldo der Geschäftserwartungen bleibt damit auf niedrigem Niveau fast konstant und steigt minimal um 1 Punkt auf nunmehr minus 21 Punkte. 

Die DIHK prognostiziert für das Jahr 2024 einen erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent. Nach der Strukturkrise Anfang der 2000er-Jahre wäre es dann erst das zweite Mal in der Nachkriegsgeschichte, dass in zwei aufeinanderfolgenden Jahren die Wirtschaftsleistung sinkt. „Das ist ein deutliches Alarmzeichen, das Deutschland und auch Europa ernst nehmen müssen“, so die Einschätzung des DIHK-Hauptgeschäftsführers. (Quelle: DIHKK Konjunkturumfrage Febr. 2024)

Durch das massive Aufholen unserer ausländischen Wettbewerber ist das deutsche Industrie-Know-How nicht mehr einzigartig. Die offenkundigen Standortdefizite der letzten Jahrzehnte werden nicht nur nicht behoben, sondern verstärkt. Geradezu toxisch wirken sich Standortnachteile wie z.B.  Planungsunsicherheit, ausufernde Kostenstrukturen, krankhafte Bürokratie und die Vernachlässigung des Leistungsprinzips. Weniger arbeiten bei gleichem Lohn wird am Ende ausländische Wirtschaftsstandorte weiter stärken. 

Immer mehr Unternehmen suchen ihre Zukunft im Ausland. Aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Konkurrenzunternehmen haben die Betriebe oft keine andere Wahl.

Einzelne Investitionsentscheidungen pro Deutschland, denen mit kräftigen Subventionen (z.B. Intel, Tesla) auf die Sprünge geholfen wird und die von unseren Politikern groß gefeiert werden, können diesen allgemeinen Negativtrend nicht kompensieren.

Der Exodus der deutschen Industriegüterkultur mit dem Verlust an Jobs geht munter weiter.Den Aktionären ist es derweil egal, wo deutsche Aktiengesellschaften gute Umsätze und solide Gewinne erwirtschaften. Das erklärt die Diskrepanz zwischen der deutschen Wirtschaftsstimmung insgesamt und der guten Laune des DAX. Die Indizes der kleineren Unternehmen MDAX und SDAX sowie der Technologie TecDAX haben sich davon bisher nicht anstecken lassen. Sie verharren seit Jahresbeginn nahe der Null-Linie.

„Magnificent Seven“ 

Im noch jungen Börsenjahr 2024 haben im Zuge des KI-Hypes (Künstliche Intelligenz) hauptsächlich extrem teuer bewertete Technologieaktien die großen Börsenindizes auf Allzeithochs getrieben. Der Aufschwung war diesseits und vor allem jenseits des Atlantiks nicht homogen. Renommierte Börsenexperten wie Warren Buffet warnen schon seit längerer Zeit vor einer Spekulationsblase bei manchen abenteuerlich bewerteten Aktien.

NVIDIA – US-Chiphersteller und derzeitige Superaktie – hat zweifellos ein attraktives und wachstumsstarkes Geschäftsmodell. Das Unternehmen ist aktuell bei einem erwarteten Jahresumsatz für 2024 von ca 60 Milliarden USD und einer Gewinnerwartung von gut 30 Milliarden USD mit mehr als 2,0 Billionen Dollar bewertet! 

In diesem Jahr hat der Nasdaq Composite Index einen neuen Höchststand erreicht. Im Index werden über 3000 Aktien gelistet, vorwiegend aus dem Technologiesektor. Von diesen rund 3000 Unternehmen sollen nur ganze 140 Aktien ein neues Rekordhoch erreicht haben – hingegen seien in den letzten zwei Jahren bis heute über 500 Aktien von einem Kursniveau zwischen 30 und 150 Dollar auf aktuell unter einen Dollar gefallen. Wir konnten es nicht genau recherchieren, doch die grundsätzliche Diskrepanz ist nachweisbar.

Vor allem die amerikanischen Indizes wie Dow Jones, S+P 500 befinden sich mit KGVs um 28 auf einem historisch hohen Niveau!  

„100:28 = 3,57“ 

Diese einfache Rechnung zeigt, dass der Aktienmarkt mit all seinen Risiken derzeit mit 3,57 % verzinst wird, hingegen werden bei US-Anleihen derzeit fast 5 % Verzinsung geboten – günstig sieht anders aus.

Hingegen sind moderat bewertete konservative Aktien im Moment nicht gefragt. Branchen mit gut kalkulierbaren Geschäftsmodellen und attraktiven Dividenden wie z.B. Pharma, Telekommunikation oder Versorger liegen in der Kursentwicklung seit Jahresbeginn tendenziell im Minus. 

Kursnachholbedarf besteht vor allem bei Firmen, die lange unter den globalen Konjunktursorgen gelitten haben und die besonders positiv auf das bald wieder günstigere Zinsumfeld reagieren.

Antizyklische Investoren suchen daher frühzeitig den Einstieg bei Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. Während der amerikanische Mittelstandsindex Russel 2000 bereits angezogen hat, sollte auch der MDAX mit seinen international gefragten Titeln mehr und mehr Fahrt aufnehmen.

Holpriger Pfad zur Zinswende – Zinssenkungshoffnungen

Mit Spannung schauen viele Marktteilnehmer seit Monaten darauf, ob und wann die Notenbanken die Zinswende einleiten. Bislang halten die Notenbanker still, die Zinsen verharren auf erhöhtem Niveau. Die Leitzinsen sollten in diesem Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit sinken, vermutlich ab dem Sommer/Herbst.

Sinkende Zinsen werden die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Verbraucher verbessern. Für das Sparguthaben auf dem Tages- oder Festgeldkonto wird es künftig eher weniger Zins geben als heute – daher wird es wichtiger werden sich die Zinsen über länger laufende festverzinsliche Anleihen zu sichern.

Einzeltitel Barrick Gold (WKN 870450)

Barrick Gold ist im Goldminen- und Kupferbergbau tätig. Das Unternehmen ist der zweitgrößte Goldproduzent weltweit. Haupttätigkeit ist die Exploration, Entwicklung und Produktion von Goldminen. Barrick Gold betreibt Minen in verschiedenen Ländern, darunter Argentinien, Kanada, die Dominikanische Republik, Peru, Tansania und die Vereinigten Staaten. Das Unternehmen engagiert sich auch im Kupferbergbau, wobei es Minen und Projekte in Chile, Saudi-Arabien, Sambia und anderen Ländern besitzt und betreibt.

Neben der unmittelbaren Gewinnung von Gold und Kupfer befasst sich Barrick Gold ebenso mit damit verbundenen Aktivitäten wie der Suche nach neuen Lagerstätten und der Akquisition von Explorationsprojekten. Die Gewinnung von Mineralien erfolgt durch verschiedene Arten von Minen, einschließlich Tagebau- und Untertageminen. Barrick Gold ist zudem beteiligt an der Verarbeitung, dem Schmelzen und der Raffination der geförderten Rohstoffe. Zu Beginn des Jahres 2024 beschäftigte das Unternehmen 23.000 Mitarbeiter. (Quelle: www.aktienfinder.net)

Im vergangenen Jahr belief sich die Goldproduktion des Unternehmens auf 4,05 Millionen Unzen. Damit lagen diese leicht unter den ursprünglichen Erwartungen. Trotzdem zeigen die Mitte Februar 2024 veröffentlichten Finanzzahlen eine positive Entwicklung. Barrick Gold verzeichnet im Q4 2023 einen Gewinn von 0,27 Dollar pro Aktie, verglichen mit Q3 ein Gewinnsprung von 30%. Damit erreicht das Unternehmen auf Jahressicht einen Anstieg der Nettogewinne je Aktie um 200% auf 0,72 USD (2022: 0,24) und eine 12% Steigerung der bereinigten Nettogewinne auf 0,84 USD (2022: 0,75) je Aktie. Ein Auslöser des Gewinnsprungs ist sicherlich der realisierte Goldpreis von 1.986 USD je Unze. 

Wenn man jetzt bedenkt, dass die Produktionszahlen sich noch eher am unteren Ende bewegen und sich der Goldpreis in 2024 fast ausschließlich oberhalb der 2.000 USD Marke bewegt hat, so sehen wir den aktuellen Aktienkurs als zu niedrig an.

Dass Barrick Gold strategisch weiter auf einem guten Weg ist, wurde von Chairman John Thornton im kürzlich veröffentlichten Informationsrundschreiben 2024 des Unternehmens, bestätigt:


„Barrick Gold wird von einer langfristigen, zukunftsorientierten Strategie geleitet, die genau auf die Anforderungen und Erwartungen einer sich schnell verändernden Welt abgestimmt ist. Sie zielt nicht nur darauf ab, die nachhaltige Rentabilität des Unternehmens zu sichern, sondern auch darauf, Nachhaltigkeit in jeder Hinsicht zum Kern seiner Aktivitäten zu machen. Barricks bahnbrechende Partnerschaftsphilosophie, ein Schlüsselelement seines Engagements für Nachhaltigkeit, hat bereits die einst verfallenen tansanischen Minen in einen Komplex mit Tier-1-Potenzial verwandelt, das Reko-Diq-Projekt in Pakistan wiederhergestellt und entwickelt es nun zu einem der größten Kupfer-Gold-Produzenten der Welt, und nach dreijährigen Verhandlungen wurde eine Vereinbarung über die Wiedereröffnung der Porgera-Goldmine in Papua-Neuguinea erzielt. Das Unternehmen will sein Portfolio erweitern und schaut dafür nach Südamerika. Besonderes Interesse scheint Barrick an Peru entwickelt zu haben.“

Wir bleiben in Teilen investiert und nutzen kurzfristige Schwankungen, um Gewinne zu sichern.

Ausblick – Konflikte bleiben Risiken 

Die weitere Entwicklung des DAX wird sich wie immer schwer prognostizieren lassen. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und der Konflikt in Nahost bleiben Risiken. Sobald sich Nordkorea, der Iran und China (in Sachen Taiwan) noch zu den Konflikten gesellen, sollte man keine zu hohen Aktienquoten haben.

„Ach ja, da war noch einer“ – wenn Herr Trump die Wahl gewinnen sollte, könnte die Einigkeit in der westlichen Welt Schaden nehmen und für sehr viel Unruhe sorgen – hoffen wir es nicht.

Bei den erreichten Höchstmarken im DAX und der amerikanischen Indizes wird die Luft merklich dünner und die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur umso größer. Seit Jahresanfang wurde von vielen namhaften Börsenexperten immer wieder gewarnt, dass die Gefahr von Rückschlägen, mit einhergehender starker Rezession in den Wirtschaften, sehr groß sei!

Frei von Rückschlaggefahren ist die „Hochstimmung“ auch aus unserer Sicht derzeit nicht. Die Bewertungen sind teilweise ambitioniert und die Aktienmärkte scheinen das „Best-Case“-Szenario einzupreisen. Damit scheint die Börse der fundamentalen Entwicklung vorausgelaufen zu sein – denn die Rally läuft zumindest hierzulande vor dem Hintergrund einer wenig dynamischen deutschen Wirtschaft.

Ein reinigendes Gewitter wäre nicht ungewöhnlich, Korrekturen in einem Bullenmarkt erzeugen die stärksten Kurseinbrüche. Im Unterschied zu einem Bärenmarkt geben sie aber nicht die Richtung vor, sind zeitlich begrenzt und danach setzt sich der Aufwärtstrend wieder fort. Im aktuellen Umfeld liegt es nahe, bei Aktien einen Schwerpunkt auf Qualität mit starken Cashflows und stetigen Dividenden zu setzen. Unternehmensanleihen mit attraktiven Zinsen und Kurspotential bei fallenden Zinsen bleiben erste Wahl.

Herzliche Grüße aus Trier

Ihr Team der

Breiling | Spohn & Kollegen

Vermögensverwaltung GmbH

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