Marktkommentar Januar 2023

  • Zeit für neue Strategien?
  • Renten- /Anleihen-Crash: die Zeit der zinslosen Risiken ist vorbei
  • Wende am deutschen Immobilienmarkt – Preise unter Druck
  • Bitcoin & Co. – Kryptowährungen: Fluch oder Segen?
  • Ausblick – eine tiefgreifende Krise erscheint unwahrscheinlich Zeit für neue Strategien?

Zeit für neue Strategien?

Krieg, Inflation, Klimawandel, Pandemie – immer noch. Keine Frage: Unserer Gesellschaft wird derzeit einiges abverlangt. Langfristige Trends bei der Demografie, der Globalisierung und der Inflation kehren sich um – exogene Schocks wie die Pandemie oder der Ukraine- Krieg wirken dabei wie Brandbeschleuniger. Hinzu kommen große Herausforderungen wie z.B. der Klimawandel und zunehmende politische Spannungen zwischen West und (Fern)-Ost. Zu allem Überfluss steht die Weltwirtschaft am Rande einer Rezession (oder ist schon mittendrin?), von der niemand mit Sicherheit sagen kann, wie heftig sie ausfallen und wie lange sie andauern wird. Für viele Börsenneulinge ist Investieren in Zeiten steigender Zinsen Neuland. Sie könnten dazu gezwungen werden, sich zurückzubesinnen auf die Grundtugenden des Investierens: Fundamentale Bewertungen und Bilanzqualität werden mehr denn je zu Selektionskriterien bei Aktien – anstelle wohlklingender Investment-Stories ohne unternehmerische Substanz. Ein differenzierter Blick lohnt sich, denn in einigen Fällen erweisen sich „Megatrends“ der vergangenen Jahre als „Megaflops“.

Renten/Anleihen-Crash: die Zeit der zinslosen Risiken ist vorbei

Der Anleihen-Crash im Jahr 2022 ist bis dato beispiellos. Derartige Kursverluste in so kurzer Zeit, hat es zuvor nicht gegeben. Ein extremer Kursrückgang der Anleihen in allen Laufzeitsegmenten – insbesondere bei länger laufenden Papieren. So verlor eine 10-jährige deutsche Bundesanleihe von Dez. 2021 bis Dez. 2022 in der Spitze bis zu 22% im Kurs, bei 30-jährigen Anleihen betrug der Kursverlust sogar 37%. Ein Desaster für eigentlich eher sicherheitsorientierte Anleger, welche für gewöhnlich in solchen Werten investiert sind. Aber genau deshalb sind Anleihen heute deutlich attraktiver als noch vor einigen Monaten. Bei Unternehmensanleihen mittlerer Laufzeiten (Investmentgrade) lagen die Renditen zu Beginn 2022 teilweise noch unter deutlich unter einem Prozent, heute erzielt man durch die Kursrückgänge teilweise bis zu fünf Prozent Rendite. Attraktive Renditen, die es sich nach und nach zu sichern gilt! Denn durch die Schutzfunktion guter Bonitäten und die stetige Kuponzahlung von Anleihen, sollten festverzinsliche Papiere künftig wieder Ihren Platz in einem gut diversifizierten Portfolio einnehmen und für Zinsfreude bei eher sicherheitsorientierten Anlegern sorgen. Die Zeit der zinslosen Risiken ist vorbei! Wie weit die Notenbanken nun im Rahmen ihrer Bemühungen zur Inflationsbekämpfung weitere Zinserhöhungen umsetzen werden, bleibt abzuwarten. Nach den bereits erfolgten, starken Anhebungen scheint hier der Zinsgipfel nicht mehr fern und entsprechende Investments sinnvoll.

Warum schwanken die Kurse von Anleihen?

Klassische Anleihen haben in der Regel fest Zinssätze. Sie werden bei der Neuemission am Anleihenmarkt normalerweise zu 100 % ausgegeben und am Laufzeitende zu 100 % getilgt. Zwischenzeitlich schwankt dieser Börsenkurs aber. Verantwortlich dafür sind:

  • die Zinsentwicklung am Markt
  • die Laufzeit der jeweiligen Anleihe und
  • Veränderungen bei der Einschätzung der Bonität des Emittenten

Wenn sich z. B. nach der Emission die Kreditwürdigkeit des Emittenten deutlich verschlechtert oder gar ein Zahlungsausfall droht, wird der Kurs der Anleihe deutlich sinken. Das gilt ebenso, wenn das Marktzinsniveau deutlich steigt, wie im Jahr 2022 geschehen. Dann verlieren bereits am Markt befindliche Anleihen im Kurs. Umgekehrt kann der Kurs auch deutlich über 100% steigen, insbesondere dann, wenn der Marktzins fällt und dadurch neue Anleihen geringer oder fast gar nicht mehr verzinst werden. In diesem Fall steigen die Kurse der Bestands-Anleihen. Aus diesem Grund notieren heute viele Bundesanleihen und auch Staatsanleihen anderer stabiler Länder noch immer weit über der 100%- Marke. Am Beispiel des Kursverlaufes einer deutschen Bundesanleihe mit einer Laufzeit bis 2034 wird deutlich, wie stark sich die Erhöhung der Marktzinsen auf deren Kurs ausgewirkt haben. Der Kurs dieser Anleihe stand Anfang Januar 2022 noch bei rund 164%, aktuell notiert er nur noch bei ca. 125%. Somit ein Minus von fast 25% in einem Jahr!

Comeback der Zinsen – positive Kursentwicklung voraus?

Im Verlauf des Jahres 2023 sehen wir gute Chancen auf ein Abflauen der Inflation und sonstiger Risikofaktoren und damit auch eine sehr gute Möglichkeit, sich bei Anleihen den längeren Laufzeiten zu widmen. Wer heute eine Anleihe guter Bonität mit einer Rendite von 4,5 % erwirbt, sichert sich dieses Zinsniveau über die gesamte Laufzeit des Papiers – bis zu dessen Fälligkeit. Zinsen unterliegen Zyklen. Sollten die Marktzinsen in naher Zukunft nicht mehr weiter ansteigen oder als Reaktion auf die Zinspolitik der Notenbanken zum Ende des Jahres vielleicht sogar wieder sinken, werden die Kurse von Anleihen steigen. Je länger die Laufzeit einer Anleihe, desto stärker wird deren Kurs (bei gleichbleibender Bonität des Emittenten) steigen. Vereinfacht gerechnet steigt eine Anleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren bei 1% Rückgang des Marktzinses um 10% im Kurs. Weitaus geringer fällt dieser Effekt bei Anleihen mit kürzerer Laufzeit aus. Daher wird darauf zu achten sein, wann der Markt bzw. die Notenbanken das Ende des kurzen, jedoch äußerst heftigen Zinsanstieges ausrufen werden. Die aktuellen Daten zur Inflationsentwicklung lassen hier zumindest hoffen, dass sowohl die amerikanische FED als auch die europäische EZB nur noch wenige und auch deutlich geringere Zinsschritte planen, sodass der Zinsgipfel schon in einigen Monaten erreicht sein könnte.

Wende am deutschen Immobilienmarkt – Preise unter Druck

Das wichtigste Vermögensgut privater Haushalte sind Immobilien, sowohl eigen- als auch fremdgenutzte.

Nach einem jahrelangen Boom zeichnet sich am deutschen Immobilienmarkt nun eine Wende ab. Gegen den allgemeinen Trend der hohen Inflation, sind die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen im dritten und vierten Quartal gesunken. Demnach lag der Durchschnittspreis für eine Immobilie inklusive Nebenkosten im dritten Quartal bei 512.000 Euro. Das sind 23.000 Euro oder 4,3 Prozent weniger als im zweiten Quartal (Quelle Interhyp).

Die vielen wirtschaftlichen Belastungsfaktoren fordern auch beim Immobilienmarkt ihren Tribut.

In einigen Regionen hat seit Januar 2022 bereits eine Preiskorrektur um bis zu 20% stattgefunden. Stuttgart -10%, Frankfurt -9%, Düsseldorf, Hamburg, Köln und München -6% und Berlin -4% Prozent – und das im kurzen Zeitraum von Mai bis November 2022. Entwicklungen wie diese, basierend auf Angebotspreisen des Online-Portals „Immobilienscout24“, bestärken auf den ersten Blick die Untergangspropheten, welche in Deutschland vor platzenden Immobilienblasen warnen, ähnlich wie 2008 in den USA.

Die Verunsicherung ist groß. Deutschlandweit sollen in 2023 die Preise für Wohnimmobilien laut einer Studie der DZ Bank im Jahresdurchschnitt voraussichtlich um weitere vier bis sechs Prozentpunkte fallen.

Stark gestiegene Zinsen, hohe Material- und Energiepreise, reale Einkommenseinbußen bei potenziellen Käufern und anhaltende politische und wirtschaftliche Unsicherheiten bewirken eine neue Zurückhaltung, einen regelrechten Käuferstreik.

Im Gegensatz zu Depotwerten schaut der Eigentümer einer Immobilie aber selten auf den aktuellen Marktpreis, denn die Miete läuft weiter. Vergleichbar übrigens mit Aktien von Qualitätsunternehmen mit soliden Dividenden – dort jedoch mit günstigeren Steuersätzen und ohne Renovierungskosten.

Bitcoin & Co. – Kryptowährungen – Fluch oder Segen?

Der Begriff Bitcoin setzt sich zusammen aus dem Wort für die kleinste digitale Einheit, dem „Bit“, und dem englischen Wort „Coin“ für Münze. Von Bitcoins, kurz BTC, gibt es weder Münzen noch Scheine. Sie existieren nur virtuell, als digitale Zeichenfolge. Auch wenn sie gern mit Gold verglichen werden: Hinter ihnen steht kein realer Wert.

Zwar werden Bitcoin, Ethereum und Co umgangssprachlich als Krypto“währungen“ bezeichnet, aber kaum jemand bezahlt tatsächlich damit. Eine Währung ist außerdem ein gesetzliches Zahlungsmittel. Niemand ist jedoch verpflichtet Bitcoins anzunehmen.

Bitcoin-Mining

Bitcoin-Mining ist der Prozess der Verifizierung neuer Transaktionen für das digitale Währungssystem Bitcoin sowie der Prozess, durch den neue Bitcoins in Umlauf gebracht werden. Beim Bitcoin-Mining werden aktuelle Bitcoin-Transaktionen in Blöcken aufgezeichnet, die dann zu einer Blockchain oder den Aufzeichnungen über vergangene Transaktionen hinzugefügt werden. Da der Bitcoin nicht von einer zentralen Behörde überwacht oder reguliert wird, bestätigen und verifizieren Bitcoin-Miner Transaktionen, indem sie komplexe mathematische Kryptoberechnungen lösen, die schließlich in einem Block in die Blockchain aufgenommen werden. Im Gegenzug erhalten sie eine bestimmte Anzahl von Bitcoins pro Block. Dies ist ein Anreiz für sie, weiterhin die transaktionsbezogenen Algorithmen zu lösen, das Gesamtsystem zu unterstützen und neue Bitcoins zu „schürfen“. Neben dem Bitcoin entstehen regelmäßig neue Kryptowährungen.

Mangelnde Regulierung

Die geringe Regulierung und die hohe Volatilität sind es, die den Reiz für viele Anleger bei Kryptowährungen ausmachen. Als vermeintlich nächster großer Trend des Jahres 2021 gehandelt, gipfelte der rasante Anstieg des Bitcoins bei 69.000 USD. Seitdem reihte sich in der Branche jedoch eine Hiobsbotschaft an die nächste. Etliche Projekte crashten, große Kryptoplattformen entlassen eine Vielzahl an Mitarbeitern oder melden Insolvenz an. Im Tief notierte der Bitcoin dann im Dezember 2022 bei 15.500 USD – ein 12 Monats-Minus von fast 80%! Nichts für schwache Nerven.

Der Zusammenbruch der zweitgrößten Kryptobörse FTX im November 2022, macht die Gefahren der Branche als „gelebten Wilden Westen“ bisher am deutlichsten. FTX soll Kundengelder im Wert von 10 Milliarden USD verwendet haben, um Löcher bei Hedgefonds zu stopfen. Ob Anleger je wieder einen Cent ihres Vermögens sehen, darf bezweifelt werden. Das Vermögen des Gründers Bankman-Fried soll zu Spitzenzeiten ca. 26,5 Milliarden USD betragen haben und hat sich innerhalb weniger Tage pulverisiert.

Eine weitere Bedrohung für die Kryptowelt stellen Kryptodiebstähle dar. Nordkorea soll seit Jahren ein Heer an Hackern beschäftigen, die Ihre Cyberangriffe vor allem auf Kryptobörsen ausrichten. Allein im Jahr 2022 soll Nordkorea über 800 Mrd. USD durch Kryptohacks eingenommen haben, die in erster Linie zur Finanzierung des Atomwaffen- und Raketenprogramms verwendet werden. (HB 07.12.2022)

Es ist die Hoheitsaufgabe der Notenbanken Geld zu schaffen und die Aufgabe des Staates, dies zu regulieren. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Notenbanken eine Währung zulassen, die sie nicht kontrollieren können. Es müssen noch viele Innovationen und Regulierungen stattfinden, um die nächste Phase der Kryptobranche einzuleiten. Bis dahin bleiben Kryptowährungen Spekulationsobjekte und kein Asset fürs Portfolio.

Ausblick – eine tiefgreifende Krise erscheint unwahrscheinlich

Trotz erheblicher wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten, einer rekordhohen Inflation und steigender Energie- und Materialkosten: Das Geschäft der DAX-Konzerne erwirtschaftete im dritten Quartal Rekord- gewinne und -umsätze. Der Gesamtumsatz der DAX-Unternehmen stieg im dritten Quartal um 23 Prozent – erneut Rekordniveau.

Auch bei den Gewinnen wurde ein neuer Rekord erreicht: Der operative Gewinn kletterte um 28 Prozent auf 44,7 Milliarden Euro.

Angesichts eines ganzen Bündels an Herausforderungen, mit denen fast alle Unternehmen zu kämpfen haben, sind diese Zahlen bemerkenswert. Bislang gelingt es den meisten DAX-Unternehmen, die steigenden Kosten bei Personal, Beschaffung, Logistik und Energie auf ihre Kunden umzulegen. Auch kam es bisher nicht zu einem befürchteten Nachfrageeinbruch und zudem bieten die hohen Auftragspolster einen komfortablen Puffer gegen eine eventuell zurückgehende Nachfrage. Nach wie vor droht eine Rezession und dies wird sich früher oder später auch in den Bilanzen der Konzerne widerspiegeln.

Die Frage, die sich stellt: Wie lange werden wir in der Rezession verharren bzw. wie tiefgreifend wird diese ausfallen? Niemand kann das seriös vorhersagen. Der Gegenwind wird zwar stärker, jedoch gehen wir in unseren Szenarien derzeit von einer eher leichten Rezession aus – eine tiefgreifende Krise erscheint derzeit unwahrscheinlich, denn die Beschäftigung bewegt sich immer noch auf einem hohen und sehr stabilen Niveau, was als deutliches Zeichen der Zuversicht seitens der Unternehmen zu deuten ist.

Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie weiterhin gesund!

Herzliche Grüße aus Trier

Ihr Team der

Breiling | Spohn & Kollegen

Vermögensverwaltung GmbH

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